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Die Vereinsgeschichte des MGV "Liederkranz 1857"

Den Anstoß zur Gründung eines sogenannten "Singvereins" mögen wohl jene Männer gegeben haben, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert in Westfalen, im "Bergischen", Arbeit gefunden hatten, da die heimatliche Scholle nicht alle ihre Bewohner ernähren konnte. Wie sie auf allen Gebieten des menschlichen Lebens Neuerungen in die Heimat mitbrachten, so trugen sie auch auf kulturellem Gebiet viel zum Aufstreben des Dorfes bei.
Man schrieb das Jahr 1857, als sich etwa 30 Männer zum Männergesangverein "Liederkranz" zusammenschlossen. Leider sind nicht mehr die Namen aller dieser Sangesbrüder bekannt, doch wollen wir wenigstens diejenigen aufzählen, deren Namen uns mündlich überliefert wurden.
Außer dem Vorsitzenden Konrad Traute (mit Hausnamen"Hampeils") gehörten dem Verein an: Elias Claus, Joh.Paul Henkel ("Phillipines"), Heinrich und Konrad Benner ( "Überste Henners"), Heinrich Hirsch, Kassierer, Adam Huft, ("Pachters"), Georg Huft ("Pachterhanses"), Johannes Fuchs, (Mühle), Heinrich Konrad Krafthöfer ("Borns"), Heinrich Konrad Schneider ("Schmedhanses"), Joh. Konrad Hofmann ("Schmitz"), Jakob Born, Heinrich Born ("Hauptmanns"), Georg Bende ("Schützenhanses"), Jakob Briel ("Schmeds", Goldberg).
Die Aufgabe des Dirigenten übernahm der Schreinermeister Tewaag, der nebenbei auch noch den Lehrerberuf ausübte. Auch sein Nachfolger, Lehrer Dietrich, der ihn nach 5 Jahren ablöste, war von Beruf eigentlich ein Handwerker. Erst nach der preußischen Besetzung 1866 wurden in Hessen an Seminaren ausgebildete Lehrer eingesetzt, die dann meistens auch die Leitung des Gesangvereins in ihrer Gemeinde innehatten. 1868 erhielt der " Liederkranz " seine erste bescheidene Fahne. Bis 1883 versahen noch die Lehrer Schwan und Bangert das Amt des Chorleiters. Nachdem die Lehrer Philipp Schneider und Wilhelm Menz von 1883 bis 1894 den Chor geleitet hatten, übernahm ihr Kollege Henkel den Dirigentenstab. Unter seiner Leitung und der Führung des Färbers Heinrich Schwaner, der inzwischen zum Vorsitzenden gewählt worden war, erreichte der Verein erstmalig eine beachtliche Höhe von Mitgliedern. Dies spiegelte sich nicht allein in den gesanglichen Darbietungen, sondern im ganzen Vereinsleben wieder. Unter anderem wurde eine schöne neue Fahne angeschafft, wozu der Vorsitzende nicht nur die Anregung gegeben, sondern auch zum Großteil die Finanzierung aus eigener Tasche übernommen hatte. Für die Sangesbrüder war es ein großer Verlust, als 1904 Lehrer Henkel an das Gymnasium nach Biedenkopf berufen wurde. Ein ebenso schmerzlicher Verlust für den Verein war das bis heute ungeklärte Verschwinden der Vereinschronik und der alten Fahne. Nachdem in Lehrer Becker ein neuer Chorleiter gefunden war, wechselte auch der Vorsitzende im Jahre 1905. Johannes Boß führte den Verein bis 1923. Von 1911 bis 1912 dirigierte Lehrer Klamp.
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges bereitet den Singstunden ein jähes Ende. Die Kämpfe in diesem großen Völkerringen rissen auch in die Reihen der Sänger erhebliche Lücken und man mußte 1919 von vorn anfangen. Unter dem Vorsitz von Johannes Boß wurde der Verein neu formiert. Bald fanden sich unter der Jugend sangesfreudige Burschen, die bereit waren, die vier Stimmen aufzufüllen. Mit dem Lehrer Wilhelm Schneider fand sich auch wieder ein Dirigent. Im selben Jahr begann auch ein neuer Dirigent seine segensreiche Tätigkeit im Männergesangverein "Liederkranz". Unter der Stabführung des Gastwirts Otto Schäfer erreichte der Chor eine Stärke von 60 Sängern und erlebte eine einmalige Blütezeit. Die Leistungen standen in gesanglicher Hinsicht auf hohem Niveau, wovon heute noch eine Reihe von ersten Preisen und Urkunden zeugen, die im friedlichen Wettstreit mit anderen Männergesangvereinen errungen worden waren.. Immer mehr ging man dazu über, in Dörfern und Städten der engeren und weiteren Nachbarschaft sich mit anderen Männerchören im Liedvortrag zu messen.
Den Vorsitz während dieser Zeit (1923-1936) hatten nacheinander die Sangesbrüder Christian Wolf III, Friedrich Strieder, Konrad Wickenhöfer, Heinrich Briel und Wilhelm Becker, welcher am 5. Januar 1936 auf tragische Weise ums Leben kam. Dem Wirken des Vereins unter Führung des neuen Vorsitzenden Heinrich Traute (Gemeinderechner) und der musikalischen Leitung Otto Schäfers setzte wieder ein unseliger Krieg, der zweite Weltkrieg, ein plötzliches Ende. Auch nach dem Kriege war der "Liederkranz" noch zwei Jahre zum Schweigen verurteilt, weil sein Dirigent krank darniederlag und man vor der Genesung desselben keinen anderen bemühen wollte. Statt der erhofften Gesundung trat jedoch der Tod ein.
Den Bemühungen des Sangesbruders August Heß (Hannennersch) ist es zu verdanken, daß der Chor bei der Beerdigung seines langjährigen Dirigenten nicht nur das letzte Geleit geben, sondern an seinem Grabe auch erstmals nach dem Kriege wieder singen konnte. Bald darauf wurde die Neugründung des Männergesangvereins vollzogen, jetzt verstärkt durch Männer, die aus anderen traditionsreichen Vereinen aus ihrer deutschen Heimat vertrieben worden waren.
Der Organist Karl Geitz aus Battenfeld leitete den Verein bis 1950, seine Nachfolger am Dirigentenpult waren Hauptlehrer i.R. Lenz und der Organist Karl Spalek bis 1953. Danach trat Dachdeckermeister Ludwig Dauber die Nachfolge des Vorsitzenden an.
Leider war die schöne Vereinsfahne den Wirren der Besatzungszeit zum Opfer gefallen.
Als Chorleiter konnte der Verein den aus dem Sudetenland vertriebenen Lehrer Heinz Schaffer gewinnen und eine neue glückliche Sängerzeit begann, die ihren Höhepunkt bei der Feier des 100jährlichen Jubiläums, verbunden mit der Fahnenweihe, im Jahre 1957 fand. Im Alter von nur 37 Jahren verstarb nach tragischer Krankheit 1960 der Dirigent Heinz Schaffer. Wer entsinnt sich nicht der großen Anzahl Sänger, die ihm als Dank an seinem Grabe jene Lieder sangen, die er zuvor die Sänger lehrte?
Die chorische Leitung des "Liederkranz" lag dann ab dem Jahre 1960 in den Händen des Bundesbahnbeamten Heinrich Gasse und ab 1962 führte der technische Angestellte Leo Mottl den Dirigentenstab. Von 1963 bis 1966 wurde die Chorleitertätigkeit vom Hauptlehrer und damaligen Bundeschorleiter Werner Schneider (Dodenau) wahrgenommen. 1967 übernahm Rektor Gottfried Leppelt das Dirigentenamt und leitete den Chor bis 1985. 1986 übergab Gottfried Leppelt, inzwischen Rektor i.R., den Dirigentenstab an Werner Thiem (Frohnhausen) welcher auch für 10 Jahre Chorleitertätigkeit geehrt wurde. 1. Vorsitzender von 1958 bis 1960 war Kaufmann Fritz Pauly, 1961 übernahm der Industriemeister Christian Schneider den Vorsitz und trat ihn im Jahre 1963 an den kaufmännischen Angestellten Willi Wolf ab. Dieser leitet den Verein 20 Jahre - eine stolze Leistung. In den Jahren des gemeinsamen Wirkens von Rektor Leppelt als Dirigent und Willi Wolf als Vorsitzenden war der MGV sehr oft und mit gutem Erfolg in der Öffentlichkeit zu hören, was sich unter ihren Nachfolgern Hans Dippel und Reinhold Hoffmann mit dem seit 1998 wirkendem Chorleiter Gerd van Gelder fortsetzte, ja sogar weitere Höhepunkte erreichte. 1987 fanden sich einige Sängerfrauen zusammen um den Männern nachzueifern oder ganz einfach nur mit ihnen zu Singen. Aus diesem Gedanken heraus wurde im Jahre 1990 eine feste Anbindung an den MGV "Liederkranz" . Die Sparte "Frauenchor" war geboren. Aus den kleinen Anfängen wurde ein richtiger Chor der von Werner Thiem seitdem geleitet wird. Auch ist man heute dabei mehrmals im Chorjahr als gemischter Chor mit fröhlichen Weisen den Menschen die Chormusik näherzubringen.
Ein Wort des Dankes sei auch hier Lehrer Willi Klausnitzer ausgesprochen, der seit Jahren immer wieder gern als Dirigent einsprang, wenn der jeweilige Dirigent verhindert war. Ausser ihm tat sich Edmund Henkel durch sein Engagement besonders hervor. So hat er einen Chorhelferlehrgang besucht und kann in Abwesenheit des Chorleiters den Chor musikalisch führen und chorisch leiten. Als Auszeichnung des Vereins für seine in langjährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes übereichte am 27. Mai 1962 in Wiesbaden der damalige hessiche Kultusminister Prof.Dr.Schütte - in Vertretung des Bundespräsidenten - dem seinerzeit amtierenden 1. Vorsitzenden Christian Schneider die Zelterplakette. Weiterer Höhepunkte des Vereinslebens, an die wir gerne zurückdenken, war u.a. die Teilnahme am "Deutschen Chorfest" im Juni 1976 in Berlin, welches unter dem Motto "Singen heißt verstehen" stand und heute noch seine Gültigkeit hat . Auch mehrere Besuche in der Allendorfer Partnerschaftsstadt Bonneval seien hier erwähnt. Eine neu entstandene Freundschaft mit der Liedertafel Vollbüttel, deren Väter Willi Wolf und Hermann Wulfes sind, sollte nicht unerwähnt bleiben, fand doch ein gegenseitiges Freundschaftssingen bei allen Sängern großen Anklang und besteht weiterhin fort.
Seit dem Jahre 1991 findet alljährlich das Chortreffen aller bundesweiten Allendorfer Chöre statt, an dem sich der "Liederkranz" rege beteiligt. Aber ein Großteil der öffentlichen Auftritte ist in den örtlichen Lebenskreis eingebettet. Damit hat der Verein einen entscheidenden Beitrag zum kulturellen Leben der Gemeinde geleistet. Trotz der schnellebigen und hektischen, hochmateriellen Zeit sind die Ansprüche an die Vereine, insbesondere an die Sänger, auch seit den Gründungsjahren gestiegen, d.h. es erfordert ein weitaus höheres Maß an Bereitschaft zu gemeinsamer chorischer,ehrenamtlicher Arbeit. So bewegt uns immer wieder die Frage: Wird auch bei uns, wie allenthalben, die Anzahl der Männer, welche zur Sache stehen, immer kleiner werden? Ich hoffe nicht!
Trotz allem blicken wir stolz auf über 160 Jahre Vereinsleben zurück und werden bemüht sein, die Tradition an die Jugend weiterzugeben, die sie in ihrem eigenen Interesse weiter pflegen und erhalten sollte. So wird auch in Zukunft der Männergesangverein "Liederkranz 1857" Bestand haben.

Reinhold Hoffmann
ehemaliger Vorsitzender, verstorben 2017